31.12.15

David Weinberger: Wissen ist kein Produkt mehr, sondern ein Prozess

Ich bin nicht der Meinung, dass Lernen im 21. Jahrhundert allgemein in persönlichen Lernnetzwerken*  vonstatten gehen kann, wie Lisa Rosa es meiner - sehr beschränkten - Kenntnis nach noch vertritt. Viel zu sehr sind Lerner immer wieder darauf angewiesen, dass ihnen auf die Sprünge geholfen wird. Viel zu wenige können ein Lernnetzwerk aufbauen, das weiten Horizont und Serendipity ermöglicht, zugleich aber für die ihnen jeweils nötigen Lernschritte trägt. Lernen Lernen zu lernen, wie es Rosa in ihrem bedenkenswerten Vortrag für die re:publica 13 für das 21. Jahrhundert gefordert hat, wird - in dem dafür notwendigen Ausmaß - auf absehbare Zeit zu wenigen gelingen, als dass man das gesamte Bildungssystem sinnvoll darauf umstellen könnte. So sehr ich für Barcamps (Tweets), wo das praktiziert wird, schwärme. 
Da ich aber ihre Überlegungen längst noch nicht genügend interiorisiert habe, möchte ich sie hier  ein wenig exteriorisieren, um sie so im Gespräch zu halten, wie sie es m.E. verdienen. 
Daher zitiere ich aus Rosas Vortrag einen kurzen Abschnitt, muss aber empfehlen, sich zumindest die Graphiken in ihrem Blogartikel anzusehen, damit ihr Grundverständnis vom Lernen des Lernen Lernens, parat hat, damit man die folgenden Ausführungen würdigen kann:
"Ich brauche Austausch für die Tiefe meines Wissens, dazu brauche ich Gleiche in meinen Netzen. Menschen mit Übereinstimmungen in grundlegenden Positionen, an denen ich mich nicht nur reibe, mit denen ich nicht immer bei Adam und Eva anfangen muss, wenn es um einen gemeinsam geteiltes Verständnis geht.Ich brauche aber auch Austausch für den weiten Horizont, denn sonst schmore ich im eigenen Saft. Filterbubble und Echo chamber sind Warnbegriffe dafür. Staunen, Verblüffung, aber auch Offenheit für Serendipity (also etwas zufällig zu finden) sind Haltungen, die wir trainieren, wenn wir uns eher Fremde und sogar vermeintlich “Verrückte” als Teilnehmer in unsere Netze holen. Und wir können uns daran gewöhnen, unser Wissen nicht für objektiv und allgemein gültig zu halten.Lokal und global müssen wir uns vernetzen, und „immer und überall in Verbindung zu bleiben” ist wörtlich zu nehmen." (Rosa: Lernen Lernen lernen ...)
*Zu PLN konkret vgl. vorläufig folgenden Entwurf eines Artikels

Um etwas von dem Gespräch bereitzustellen, in dem ich Lisa Rosas Konzept zu verstehen begonnen habe, verlinke ich hier meinen Artikel Zur Rolle des Lehrers im Lernprozess, in dem ich einen Teil meines Gesprächs mit ihr zitiert habe, dann Rosas Aufsatz Die Zukunft des Lernens: Sinnbildung im 21. Jahrhundert. (pdf)
Außerdem noch ein Interview mit Andreas Schleicher.
Aktuell: Gefährden Social Media politisches Engagement? von Philippe Wampfler zur Frage, ob ein stark im Netzt verortetes PLN die Aufmerksamkeit für konkrete Lernsituationen gefährdet

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