29.11.12

Armutsbericht der Bundesregierung

Im Vergleich zur ersten Fassung fehlt im Bericht über Armut und Reichtum in der Bundesrepublik der erste Satz «Die Privatvermögen in Deutschland sind sehr ungleich verteilt».

Die Süddeutsche Zeitung kommentiert:
Selbst die FDP wird keinen Wissenschaftler finden, der diesen Satz widerlegen kann. Trotzdem wurde die Passage gestrichen, genauso wie andere kritische Stellen. Das sagt mehr über den Zustand der Koalition aus als über die Situation der Armen in Deutschland. 
 Außerdem berichtet sie:
In der ersten Variante stand: "Während die Lohnentwicklung im oberen Bereich positiv steigend war, sind die unteren Löhne in den vergangenen zehn Jahren preisbereinigt gesunken. Die Einkommensspreizung hat zugenommen." Diese verletze "das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung" und könne "den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden".
Stattdessen wird nun angeführt, dass sinkende Reallöhne "Ausdruck struktureller Verbesserungen" am Arbeitsmarkt seien. Denn zwischen 2007 und 2011 seien im unteren Lohnbereich viele neue Vollzeitjobs entstanden, und so hätten Erwerbslose eine Arbeit bekommen.
Ich konzentriere mich in diesem Blog auf pädagogische Fragen. Daher weise ich darauf hin, dass dieser Vorgang sich sehr gut für die Behandlung im Sozialkundeunterricht eignet. Da wird man den vollen Wortlaut des Berichtes und auch Reaktionen darauf (Focus, Deutschlandfunk, ZEIT) heranziehen können.

Doch leugne ich nicht, dass mir auch unabhängig von Unterricht die Nachricht sehr wichtig erscheint.
Natürlich stimmen Ressorts sich untereinander ab. Natürlich wird in Regierungserkärungen eher geschönt als dramatisiert. Aber man kann auch zu weit gehen.
Ob man es Zensur nennt oder Wirklichkeitsverleugnung, für mich ist eine solche Regierung nicht mehr hinnehmbar.

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