27.11.11

Entwickelt sich im Netz eine utopische Kraft?

Er wirkt wie eine Netzdiskussion, der ZEIT-Artikel "Wir sind schon Science-Fiction". Es sind freilich nur ZEIT-Redakteure, die da miteinander chatten. Doch an den Artikel schließen sich im Augenblick schon 11 Seiten Leserkommentare an, auf denen die Diskussion weiter läuft.
Mir scheint die Form eine gelungene Verbindung von Printmedium und Netz.
Und es finden sich auch allerlei gehaltvolle Aussagen darunter.

Mir gefallen zusammenhängende Argumentationen besser; aber es ist eine geschickte Art, im Printmedium einen Chat zu simulieren.

26.11.11

Lernkultur

N. Stöcklin: Bildung im Blick auf den Leitmedienwechsel
CSpannagel: LernZeitRäume
Schule: LernZeitRäume

Im Augenblick habe ich nichts hinzuzufügen.

Nützliches vom Educamp Bielefeld

Pape: Unterscheidung von Content-Vermittlung und Lerner-Unterstützung
Meine persönliche Erfahrung ist, dass die wichtigste Unterstützung meines Lernens im Internet der Hinweis auf wichtigen Content ist.
Pape: Lehren heißt gut kochen
Pape bewertet m.E. zu gering, dass der Spitzenkoch sich von anderen nicht zuletzt durch bessere Ausgangsstoffe unterscheidet (also den richtigen - anregenden und wesentlichen - Content)

Freie Bildungsinhalte (OER)
Herr Larbig: Das Netzwerk entsteht (vgl. Blogparade in meinem vorigen Beitrag)
Jörg Lohrer: Netzwerke, Innovationen und freie Bildungsinhalte

weitere Links in http://educamp.mixxt.de/

Diskussion educamp Bielefeld, Bertelsmann, taz

Vorplanung für ein Educamp in Köln

21.11.11

Lehrfreiheit und offene Bildungsinhalte

Zu den folgenden Fragen können Sie bei einer Umfrage rechts unter der Blogliste abstimmen -->

1. Sind Sie der Meinung, dass ein Lehrer sein Unterrichtsmaterial an die Unterrichtsmaterial an die Situation in seiner Klasse anpassen dürfen soll?

2. Haben Sie gehört, dass es einen Vertrag zwischen Schulbuchverlagen und den Bundesländern gibt, wonach diese private Software einsetzen sollen, um auf Schulbuchcomputern nach eventuellen Copyrightsverletzungen durch Lehrer suchen zu dürfen?

3. Haben Sie schon von offenen Bildungsinhalten (OER) gehört?

4. Wären Sie bereit, eigenes Unterrichtsmaterial zur freien Verwendung im Internet zur Verfügung zu stellen?

5. Kennen Sie die Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet (ZUM), die seit 1997 freie Unterrichtsmaterialien ins Netz stellt?

Diese Umfrage ist Teil einer Blogparade über offene Bildungsinhalte.

Zur aktuellen Diskussion über offene Bildungsinhalte vgl. Twitter #oer.

Zur Blogparade:

Der Start:
Klaus Dautel bei CSpannagel
Klaus Dautel bei ZUM-Team

Botschaft vom educamp Bielefeld 2011 (Mit Weiterbildung lässt sich weiterhin Geld verdienen)

Fortsetzung:
apanat: Blogparade zu offenen Bildungsinhalten
Herr Larbig : OER - Freie Bildungsmedien: Das Netzwerk entsteht!
Ralf Klötzke: Umfrage und Links zum Thema „Offene Bildungsinhalte“  in Landeskunde (27.11.11)

zu Rechtsfragen:
Gibro: CC-Lizenzen für offene Bildungsmaterialien
Damian Duchamps: Tragt CC in die Lehrerzimmer!
The power of open auf deutsch

freie Materialien:
segu - das kostenlose Geschichtsbuch im Internet
Was genau ist #0ER? (Damian Duchamps)

Beiträge, die ich übersehen habe, bitte in Kommentaren erwähnen und möglichst gleich verlinken.

19.11.11

Googles Angriff auf meine Privatsphäre

Seit Google+ existiert, terrorisiert mich Google: es ordnet meine Dateien neu, schreibt meine E-Mails um (meine Adressaten erhalten einen anderen Text, als ich eingegeben habe).
Mein Experiment mit Google+ ist damit abgeschlossen.
Bevor ich mich abmelde, werde ich freilich erst noch darauf hinweisen, was dabei geschieht. Um Facebook Konkurrenz zu machen, nutzt Google die Google-Programme, die der Benutzer verwendet, um den von Googleprogrammen verwalteten Daten zu schalten, wie es will.
Die Willkür unterscheidet sich kaum noch von Facebook.

Bei dem Versuch, Bilder mit Picasa zu verkleinern, fing dies plötzlich an, alle Gesichter von ihm erreichbaren Fotos einzuscannen. Es war, bis ich das bemerkt hatte, schon bei über 2000 angelangt. Jetzt muss ich wohl auch Picasa deinstallieren. Was nutzt mir, wenn ich die eingescannten Gesichter nicht mit Namen versehe. Das Schlimme ist ja, dass die Googlesoftware unerlaubt mit den ihr erreichbaren Daten arbeitet.
Ich habe es hingenommen, dass Google all meine E-Mails liest, weil ich zum einen nicht in E-Mails schreibe, was dringlich der Vertraulichkeit bedarf, und ich mir angesichts der zu verarbeitenden Datenmengen ausrechnete, Google würde nur statistisch Auswertungen vornehmen und keine anderen als Werbezwecke verfolgen.
Dessen bin ich mir in keiner Weise mehr sicher.
Google ist auf einem Weg, auf dem es gestoppt werden muss (oder sich selbst stoppen muss), wenn verhindert werden soll, dass es die Menschenwürde angreift.

16.11.11

Lesenswerte Aussagen zu offenen Bildungsinhalten

von Klaus Dautel hat CSpannagel in seinem Blog veröffentlicht.
Später mehr dazu!

In Kürze: das kurze 20. Jahrhundert

Michael Martens von der FAZ behauptet, die Historiker sprächen vom 20. Jahrhundert als von dem "kurzen", weil es so viele Katastrophen enthalten habe.
Als Historiker halte ich das deshalb für einen bemerkenswerten Unsinn, weil die historische Rede vom langem 19. Jh. und dem kurzen 20. inzwischen in den meisten anderen Feuilletons schon ganz geläufig ist.
Das 19. Jh. rechnet man wegen der Epocheneinschnitte Französische Revolution (1789 ff) und Erster Weltkrieg (1914 ff) zu den langen, das 20. wegen der Einschnitte Erster Weltkrieg (1914 ff) und Zusammenbruch des Ostblocks (1989 ff) zu den kurzen.
Gegenüber "so viele Katastrophen enthalten" ist die Rede von der zunehmenden Komplexität im 20. und 21. Jahrhundert doch recht rational, auch wenn sie relativ willkürlich ist und sich mit beinah genauso guten Argumenten bestreiten  wie untermauern lässt.

8.11.11

Wie immer lesenswert: Habermas

Diesmal am 4.11.11 in der FAZ: Rettet die Würde der Demokratie
Sein Buch über eine Verfassung für Europa soll bald bei Suhrkamp herauskommen.
Zitat 1:
"Beide driften auseinander – die Systemimperative des verwilderten Finanzkapitalismus, den die Politiker selbst erst von der Leine der Realökonomie entbunden haben, und die Klagen über das uneingelöste Versprechen sozialer Gerechtigkeit, die ihnen aus den zerberstenden Lebenswelten ihrer demokratischen Wählerschaft entgegenschallen."
Dies Auseinanderklaffen ("an endemic conflict between capitalist markets and democratic politics") ist nach Wolfgang Streek, auf dessen Analyse  sich Habermas beruft, der Normalzustand des "demokratischen Kapitalismus", der nach 1945 in Westeuropa und Nordamerika mit dem Bretton-Woods-System von festen Wechselkursen begründet wurde. Die 25 Jahre von 1945 bis 1970 seien die durch die Aufbausituation nach dem 2. Weltkrieg begründete Ausnahme gewesen. 


Zitat 2:
"Langfristig scheint die gegenwärtige Krise ohnehin keinen anderen Ausweg zu lassen als die überfällige Regulierung der Banken und der Finanzmärkte. Den reuevollen Absichtserklärungen der G-20 auf ihrem ersten Treffen im Jahre 2008 in London sind keine Taten gefolgt."
Dass diese Regulierung nicht stattgefunden hat, führt Habermas freilich nicht auf mangelnden guten Willen der einzelnen Regierenden zurück, sondern darauf, dass die Institutionen für eine übernationale Willensbildung fehlten. Um die notwendigen Institutionen zu schaffen, bedürfe es einer neuen "Anbahnung eines verfassungsgebenden Prozesses". Die würde freilich "ein Engagement verlangen, das von den Routinen des Machtopportunismus abweicht und Risiken eingeht". 


Meine Kommentare dazu habe ich weitgehend schon seit längerem formuliert:


1. Wir brauchen eine Europäische Öffentlichkeit, denn sie ist die Voraussetzung dafür, dass europäische Gesamtinteressen gegen nationalstaatliche abgewogen werden können.
2. Wir brauchen keinen Rettungsschirm für die Demokratie, denn unsere Demokratie hat eine höhere Legitimation als die, dass sie dem Finanzkapital optimale Entfaltungsmöglichkeiten bietet. (Zur Sicherung dieser Entfaltungsmöglichkeiten dienen nämlich die Rettungsschirme, die freilich die Staaten voneinander isolieren und damit die in ihrer Gesamtheit wirtschaftlich gesunde Eurozone angreifbar machen.)


Habermas hat meiner Meinung nach zwar weitgehend Recht, nur übergeht er zum einen das Problem, dass Institutionen ohne kontrollierende Öffentlichkeit in korrupte Diktaturen abgleiten. (Europäische Öffentlichkeit!)
Zum andern unterstellt er, dass es allein europäischer Institutionen bedürfe. Für weltweite Regelungen bedarf es, wenn man seiner Argumentation folgt, Institutionen für eine weltweite Willensbildung.


Ich sehe dafür drei Kristallisationspunkte:
1. Internationale Nichtregierungsorganisationen wie z.B. Greenpeace uns attac
2. Organisationen, die übernationale weltweite Willenskundgebungen über Internet organisieren, wie z.B. avaaz
3. weltweite Demonstrationen vor Ort mit übernationalen Zielsetzungen wie z.B. Occupy Wall Street.
(dazu vgl. Politische Beteiligung)


Freilich, der Weg zu erfolgreicher an übernationalen Zielen ausgerichteter Willensbildung ist weiterhin noch weit.

7.11.11

Was geht in Thüringen vor?

Als Lehrer habe ich verschiedene Methoden kennen gelernt, wie man Lehrern, die den Vorgesetzten unangenehm aufgefallen sind, das Leben schwer machen kann. Eine ist eine komplette Berichtspflicht. Wenn jemand über jeden Schritt, den er tut, berichten muss, geht sein Unterricht notgedrungen mehr oder minder schnell den Bach hinab.
Völlig neu ist mir, dass ein Kultusministerium versucht, alle seine Lehrer fertigzumachen.
Ob absichtlich oder nicht. Genau das geschieht gegenwärtig in Thüringen, wenn man dem Bericht des Thüringer Lehrerverbandes (tlv) glauben darf.

6.11.11

Kulturelle Wertewelten und die Auswirkungen des Internets auf die Politik

Peter Kruses Vortrag auf der republica2010 spricht für sich selbst. Ich möchte aber noch etwas hinzufügen.

Der Titel der Youtubevideos und vermutlich auch des Vortrags ist "Wie die Netzwerke Wirtschaft und Gesellschaft revolutionieren". Spannend wird es meiner Meinung nach ab Minute 7. Der vorhergehende Teil ist Einstimmung.
Die Hauptaussagen sind:
1. Bei Personen, die das Internet sehr intensiv nutzen, lassen sich altersunabhängig zwei Gruppen unterscheiden:
diejenigen, die die Beweglichkeit, Spontaneität und Kommunikationsgeschwindigkeit des Netzes sehr schätzen, und die, denen Verlässlichkeit und Stabilität wichtiger sind. (Man könnte die Diskussion zwischen Piraten und Administratoren der Wikipedia über Relevanzkriterien als Beispiel dafür nehmen, dass computeraffine männliche Personen derselben Altersgruppe aufgrund ihrer unterschiedlichen Werte nur sehr schlecht verständigen können, obwohl ihre Interessensgebiete sehr ähnlich sind.)
2. Das Internet führt zu Aufschauklungsprozessen, die man nicht verhindern kann, ohne das Netz abzuschalten. Diese Prozesse begünstigen eine Re-Politisierung.
Den Hinweis auf diesen Vortrag verdanke ich Sabine Hubers Blogbeitrag zu Kollaboratiosskripten.

Überflüssig, daran zu erinnern?

Horst Afheldt hat in "Wirtschaft, die arm macht" schon 2004 darauf hingewiesen, dass Volkswirtschaften mittelfristig nicht exponentiell, sondern nur linear wachsen und dass das auch in der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders galt und darauf, dass Rohstoffe immer knapper werden, Arbeit aber immer reichlicher angeboten wird.
Weil die wirtschaftliche Situation Deutschlands und Europas mittelfristig so prekär ist, kommt m.E. alles darauf an, die Umstellung auf hohe Preise für fossile Energie und Rohstoffe und andererseits kostengünstige Arbeit so schnell wie möglich gelingt. Das kann sozialverträglich nur geschehen, wenn die höheren Energiepreise benutzt werden, um Arbeit zu subventionieren. Wenn wir das rasch genug tun, sind wir der Entwicklung voraus. Wenn wir es nicht tun, hecheln wir hinterher.

Was tun wir mit unseren Retungsschirmen?

5.11.11

Kein Rettungsschirm für die Demokratie

Frank Schirrmacher beeindruckt immer wieder dadurch, dass er Erkenntnisse, die selbst Helmut Schmidt schon vor vielen Jahren hatte, mit großer Geste vorträgt und gut vorträgt:
"Dass man ganze Länder als faul und betrügerisch beschimpfen konnte, schien mit der Ära des Nationalismus untergegangen und vorbei. Jetzt ist dieses Gebaren wieder da, mit angeblichen „Vernunftgründen“ auf seiner Seite. Die Deformation des Parlamentarismus durch erzwungene Marktkonformität legitimiert das Volk nicht nur als „außerordentlichen Gesetzgeber“, es erzwingt im Fall Griechenlands diese Willensbekundung geradezu. Denn schon in Deutschland kann, wer als frei gewählter Abgeordneter seinem Gewissen folgt, sicher sein, das man seine „Fresse“ nicht mehr sehen will. Was Wolfgang Bosbach als Subjekt widerfuhr, trifft nun einen Staat, und wenn es so weitergeht, bald ganz Europa."
Das Grundgesetz schützt die Menschenwürde, die Demokratie und die Gewaltenteilung (und noch einiges mehr, wenn auch immer weniger), nicht aber den Kapitalismus.
Das Grundgesetz ist kein Rettungsschirm, den man von Banken erbetteln und an Banken verhökern kann. Es ist die Basis der Gesellschaft, die Deutschland seit über 60 Jahren für seine Bürger und für viele Millionen andere attraktiv gemacht hat.

Dazu jetzt:
Habermas: Rettet die Würde der Demokratie

2.11.11

HKM Kurzmeldung

Die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) und das Hessische Kultusministerium (HKM) schließen eine Rahmenvereinbarung, teilt das HKM in einer Presseinformation mit. Mehr nicht.
Wer wird schon die Sätze "Die Vereinbarung ist ein wichtiger Schritt und trägt zur Stärkung beider Partner bei. Gemeinsam gilt es nun, Synergien zu schaffen und neue medien­pädagogische Angebote zur Medienbildung im schulischen Bereich zu etablieren.“" als Information betrachten.
Kein Wort zum Gesamtvertrag zur Einräumung und Vergütung von Ansprüchen nach § 53 Urh (Pdf), auch unter den Stichworten Schnüffelsoftware und Schultrojaner gehandelt.
Unter Medienkompetenz versteht das HKM offenbar Nichtinformation.
Ob die LPR Hessen das auch so sieht, kann man bei Annette Schriefers Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien erfragen.