26.6.09

Skype und Lindenduft

Skype ist für Internetfreaks an vielen Punkten an die Stelle des Chattens getreten. Da es im Netz kostenlos ist, hat es einen großen Aufschwung für die Videotelephonie und damit für Videokonferenzen gebracht.
Zunächst waren die Mobilfunkbetreiber noch halbwegs sorglos, doch seit es Handys mit eingebautem Skype gibt, sorgen sie sich, dass die Kostenloskultur des Internets jetzt auf den Mobilfunkbereich überschwappt.
Ein Problem ist freilich, dass auch die innovativen Entwickler neuer Kommunikationsideen kaum Geld verdienen. Skype und Twitter sind Beispiele. Wer finanziert dann die Arbeitsplätze? Landen alle bei Google, Microsoft und Apple?
Kommt bei Videokonferenzen über Web 2.0 und Web 3.0 auch das zur Sprache? Und auch der ungeheure Stromverbrauch von Google, das wegen der schnellen Ausweitung seiner Serverkapazitäten nicht dazu kommt - oder es nicht ernst genug nimmt? -, seinen überholten Maschinenpark zu ersetzen. Der Fehler ist der gleiche wie bei General Motors. Hoffentlich lernt Google schneller!

Das kühle Wetter hat uns eine ungewöhnlich lange Zeit der Lindenblüte beschert, mit herrlichem Duft.

24.6.09

"Waffengleichheit"

Wenn der Anwalt des Internetunternehmens spickmich davon spricht, dass jetzt "Waffengleichheit" hergestellt worden sei, unterstellt er eine Duellsituation. Das mag im politischen Bereich zwischen Regierung und Opposition stimmen, beschreibt die Situation einer Notenentscheidung aber völlig falsch.
Etwas anderes wäre es, wenn Schülerbeurteilungen ausdrücklich in die Beurteilung der päsagogischen Qualifikation von Lehrern durch ihre Vorgesetzten einbezogen würden. Denn wie bei Schülerbenotung geht es dabei um Karriereentscheidungen.

20.6.09

Fremdspachenunterricht

Jean-Pol Martin hat sein Lernen durch Lehren ursprünglich nicht locker vom Hocker im Internet verbreitet, sondern ganz ordnungsgemäß akademisch.
Zum Nachvollziehen: Vorschlag eines anthropologisch begründeten Curriculums für den Fremdspachenunterricht

17.6.09

Bildungsstreik

Vom 15.-20. Juni läuft der Bildungsstreik von Studenten und Schülern. Heute ist der Hauptdemonstrationstag. Die Forderungen sind bei den Studenten vornehmlich die Zurücknahme der Verschulung durch den Bologne-Prozess, bei den Schülern die Forderung nach Zurücknahme des Umstieges auf G8. Aber natürlich wird auch mwhr Geld zur Einstellung von mehr Personal gefordert. Einzelforeerungen möchte ich hier nicht aufzuzählen anfangen, denn, da ich nicht mehr in die Schule gehe und auch nur sehr selten fernsehe, habe ich fast nichts mitbekommen. (Immerhin, von Twitterern und bei Bloggern erfährt man schon einiges dazu.)

So viel gegen die Methoden der 68er gesagt werden kann, es ist nicht zu leugnen, dass sie damals mehr Aufmerksamkeit erregten.
Aber wer die Finanzkrise als kleinen Unfall wegsteckt und weiterhin Millionenboni akzeptiert, warum sollte der sich schon dafür interessieren, ob Politiker irgendein Wort, dass sie zu Priorität für Bildung sagen, auch als Anlass für Handlungen ansehen?

Bloggerszene im Iran

Mohammed Ali Abtahi, unter Chatani Vizepräsident des Iran und der bekannteste Blogger des Landes, ist verhaftet worden.
Im Iran gibt es über 100 000 Blogger. Damit ist der Iran das muslimische Land mit der höchsten Bloggerquote. Und es gelingt der jungen Generation, die den eher wenig fortdchrittlichen Mussawi nur unterstützt, weil kein progressiverer Kandidat eine Chance hatte, zugelassen zu werden, trorz der Behinderung von SMS und Internet durch die Regierung, Nachrichten in großer Zahl zu Wahlfälschungen und Protestdemonstrationen über Twitter, Facebook und Blogs ins Ausland weiterzugeben.

15.6.09

Twitter: Monolog oder Dialog

Es gibt bei Twitter viele Arten von Kommunikation:
1. Statusnachrichten wie: stehe an der Bushaltestelle, SZ+Tee, habe Chili mit zu viel Basilikum gekocht (im Prinzip einlinig)
- selbst die fordern gelegentlich zu direkten Reaktionen heraus
2. Nachrichten oder eindrucksvolle Zitate (einlinig)
3. Hinweise auf Internetseiten, sehr häufig Blogs.
- Der Leser geht auf die Seite und entscheidet, ob er nur überfliegt, liest, speichert oder kommentiert oder gar einen eigenen Blogartikel dazu schreibt.
4. Meinungen, die Kommentare herausfordern
5. Anfragen: Wer kennt einen guten Pudelfriseur?
6. Gezielte Ansprache eines Gesprächspartners, oft über mehrere Tweets hinweg (Spezialist dafür: jeanpol)
Nr.3 verlegt den evtl. Dialog nach außerhalb, Nr.4-6 sehen Dialog in Twitter vor.

11.6.09

Lehrer und Web 2.0

1. Teachers must be learners
2. Learning and Teaching are not the same thing.
3. Technology is useless without good teaching.
4. Be a 21st Century Teacher without the technology.

Diese vier knappen Sätze sind ihrerseits Auszüge aus einem längeren Beitrag bei Edurati Review, der betont, dass es nicht die Technologien sind, die Schüler auf die veränderten Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts vorbereiten.

Das Nachdenken über gutes Lernen und Lehren muss von den Menschen ausgehen — nicht von den Tools. Neue Technologien allein machen keinen guten oder gar besseren Unterricht. Gute Lehrer machen guten Unterricht — ob mit Technologie oder ohne.

Diesen Beitrag von Retemirabile möchte ich einfach weitergeben (unter Twitterern/Twittizans würde man sagen re-twittern), weil ich den Kommentar zu den vier Sätzen meinerseits ganz ähnlich formuliert hätte.
Nur die eine Zufügung: Natürlich ist - nicht nur bei Lernen durch Lehren - Lehren häufig mit Lernen verbunden und langfristig nur so durchzuhalten.

4.6.09

Digitale Medien in der Schule

Gabi Reimann stellt in ihrem Denkarium bemerkenswerte Überlegungen (pdf) dazu vor. Interessant sind auch die Stellungnehmen von Lehrern und Lehrerausbildern.
Ich zitiere daraus zunächst das Folgende:
Wirtschaftswachstum und Positionierung eines Landes auf dem globalen
Markt aber zur führenden Denkfigur für die Gestaltung von Schule zu machen, ist
Ausdruck von Missachtung der individuellen Bedürfnisse junger Menschen. Damit tun
wir uns sicher keinen Gefallen, auch nicht mit Blick auf die weitere Entwicklung unserer Gesellschaft. Von daher hoffe ich, dass wir unsere Bemühungen um den Einsatz
digitaler Medien in die Schule an den Lernenden und nicht an einer wie auch immer
gearteten Standortfrage ausrichten.

Dann möchte ich aber auch darauf aufmerksam machen, dass sie wenig Sinn darin sieht, wenn digitale Medien nur Hilfsmittel des Lehrers sind, sondern dass sie genutzt werden sollten, Schüler zu selbständigerem, eigenverantwortlichenerem Arbeiten zu verhelfen, durch Arbeit mit selbst erstellten Blogs und Wiki-Artikeln und durch (elektronisch geführte) Lernportofolien.

2.6.09

Eltern und Schulen brauchen Unterstützungssysteme

Ausgehend von der Erfahrung des Amoklaufs von Winnenden ist in der Maschendraht-Community eine allgemeinere Bildungsdiskussion entstanden.
Auf die Forderung nach Qualitätsverbesserungen in Erziehung und Unterricht durch Standadrs und Elternführerschein habe ich dort unter anderem das Folgende geschrieben.

Das kann aber nicht gelingen, wenn man nicht zuvor die Personen, die unterrichten und erziehen werden, stärkt.
Das kann nicht allein die Ausbildung leisten. Soll man alle Menschen sterilisieren, die beim Elternführerschein durchfallen? Soll man nur diejenigen unterrichten lassen, die "nachweislich" 35 Jahre lang allen Belastungen des in dieser Zeit sich entwickelnden Bildungssystems gewachsen sein werden?

Was man unter anderem braucht, sind Unterstützungssysteme.
In Großbritannien werden alle (!) jungen Eltern einige Wochen nach der Geburt besucht. Psychologische Unterstützung können in der Phase alle jungen Eltern gebrauchen. Manchen mangelt es an Informationen für ihren Spezialfall. Manche sind hoffnungslos überfordert. Wenn alle Eltern besucht werden, braucht man nicht eine Gruppe von Müttern zu diskriminieren, von der man annimmt, dass relativ viele von ihren überfordert sein werden.
In Finnland gibt es weit mehr Schulpsychologen als bei uns. Eine Psychologin, die an unserer Schule als Teilzeitkraft arbeitete, stellte fest, dass 80% der Problemfälle nicht schulisch bedingt waren. Psychologen an Schulen könnten also nicht nur Lehrer da helfen, wo diese überfordert sind, sondern auch Eltern und Schülern.