20.5.09

Klassengrößen

In Niedersachsen müssen Grundschulklassen geteilt werden, wenn mehr als 28 Kinder in einer Klasse sind. Die dadurch entstehenden zwei neuen Klassen sind entsprechend kleiner, außerdem bekommt die Schule zusätzliche Lehrkräfte (da ja mehr Klassen mit Unterricht zu versorgen sind).
So berichtet der Lehrerfreund und fügt noch hinzu:
Da sich die unhaltbaren Klassengrößen auf dem Dienstweg nicht ändern lassen, nutzt man dezent die entsprechenden rechtlichen Lücken, um realitätsfremde Vorgaben seitens Politik und Verwaltung zu umgehen und so auf eigene Faust die Unterrichtsqualität zu verbessern. Das ist interessant, da die zuständigen Stellen (Schulen, Kommunen ...) ja selbst Staatsorgane sind, die die Ziele der (Bildungs-)Politik umsetzen sollen - aber offensichtlich lieber einen eigenen Weg gehen, der ihnen sinnvoller scheint.

Meine Meinung dazu:
28 Schüler in Grundschulklassen sind heute Wahnsinn.

Allerdings:
1. Früher kam man auch mit Grundschulklassen mit 32 oder 35 zurecht.
2. Unter günstigen Bedingungen sind 29 Schüler weit eher tragbar als unter ungünstigen 26.
3. Eine Klasse, die am Anfang des Schuljahres mit 27 Schülern beginnt, hat nicht selten am Schuljahresende 29.

Nach dem St. Floriansprinzip zu handeln ("mögen andere sich erfolglos beschweren, ich trickse mich durch"), ist unethisch, aber politisch nicht selten die geschickteste Lösung.
In Sonderfällen (z.B. Ausländeranteil) mag es auch die ethisch richtige Lösung sein.
Der Rechnungshof fordert absolute Gleichbehandlung. Statt Abschwächung der Missstände im Rahmen des Systems Systemveränderung.
Recht hat er: Schulen aller Bundesländer vereinigt euch! Es lebe die Revolution!
Statt der Abwrackprämie hätte man ehrlicher sein sollen und nicht die Beseitigung alter Autos, sondern gleich die nicht wirtschaftstauglicher Menschen fordern sollen.
Wenn man alle benachteiligten und schwierigen Schüler ins Mittelmeer werfen würde, so wie man es mit Afrikanern, die nach Europa zu fliehen versuchen, mit Hilfe des maritimen Seegrenzschutzes mit Tausenden de facto erfolgreich praktiziert, könnte man auch mit Klassengrößen von 29 Schülern zurecht kommen.
So lange man Menschlichkeit nicht aufgeben will, muss man bereit sein, für die Benachteiligten besonderen Aufwand zu treiben. Und das schließt absolute Gleichbehandlung aller aus.
Das Problem liegt freilich darin, dass heute die Stärkeren bevorzugt werden und die Schwächeren benachteiligt.
Grund genug, seine Kräfte für eine Bildungsrevolution einzusetzen.

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