17.4.09

Medien im Unterricht

Vornehmlich das Medienpädagogische Manifest und ein Beitrag von Ralf Hilgenstock im Moodle-Blog, auf den ich durch Klaus Dautel bei ZUM-Unity aufmerksam gemacht wurde, veranlassen mich, mich hier etwas grundsätzlicher zu Medien im Unterricht zu äußern.

Das geschieht zunächst relativ ungeordnet. Vielleicht findet sich schon bald Zeit, etwas mehr Ordnung hineinzubringen.

Zum Medienmanifest:
1. Pädagogik im Medienzeitalter ist notwendigerweise u.a. Medienpädagogik. Das gilt aber schon, seit es Bücher gibt.
2. Nicht zufällig werden neuerdings fast nur noch die "neuen Medien", also aufwändige, teure und vom Verschleiß besonders stark betroffene Medien im Zusammenhang mit Medienpädagogik diskutiert. Das liegt im Interesse der entsprechenden Industrie.
3. Ich persönlich nutze Web 2.0 gern und viel. Es hat viele Vorteile, auch für das Lernen, aber auch viele Nachteile. - Doch ohne das Internet hätten sich nie so viele intelligente Menschen darauf eingelassen, mich bei meiner Arbeit zu unterstützen, wie es inzwischen der Fall war. Ich nenne keine Namen.
4. Mir wäre ein Ausbau der psychologischen Beratung von Schülern, Eltern und Lehrern viel wichtiger als zusätzlicher Aufwand für Medienpädagogik. Es besteht ein ungeheurer Bedarf, und der wird nur zu einem sehr kleinen Teil abgedeckt.
5. Wer Web 2.0 propagiert, sollte zumindest mit den Hauptgedanken der Computerkritik von Joseph Weizenbaum und der Internetkritik von Clifford Stoll vertraut sein.
6. Das Web dient mehr der Informationsbeschaffung als dem Lernen, aber wer keine solide Bildung hat, wird 10 Jahren ohne Nutzung des Internets einen wesentlichen Nachteil gegenüber Benutzern des Internets haben.

Zu den Vorteilen von geschlossenen Lernplattformen gegenüber öffentlichen Blogs und Wikis:
1. Ich sehe nicht ein, weshalb Menschen, die persönlich miteinander kommunizieren können, das über Computer tun sollten.
2. Eine Ausnahme kenne ich. Das gemeinsame Formulieren von Texten gelingt, je größer die Zahl der an der Formulierung Beteiligten ist, am besten über ein Wiki.
3. Personen, die die Tragweite von öffentlichen Äußerungen im Internet nicht einschätzen können, dazu zu veranlassen, sich ungeschützt im Internet zu äußern, halte ich für unverantwortlich.
4. Decknamen und Prüfung der Beiträge vor der Einstellung ins Netz erscheinen mir daher als Mindestvoraussetzung für die Arbeit von Minderjährigen im Netz.

Zu den weiteren Fragen, die Hilgenstock anschneidet, möchte ich mich nicht thesenartig äußern.
Die Wiederholbarkeit ist, wenn die Schüler bessere Netzübersicht haben als der Lehrer, sicher ein Problem. Aber gerade bei Wikis gibt es doch stets die Möglichkeit Kurzfassungen, Kommentare usw. als Aufgabe zu stellen, und die Hoffnung, dass man zu Dürrenmatts Physikern auch mal etwas anderes diskutiert wird als die Phrase "Physiker, aber unschuldig" würde mich beflügeln.
Schon lange hätte ich zu der deutschen Wikipedia gern eine Version in einfachem Deutsch, eine Version für die 6. Klasse, eine für Grundschüler etc. Daran gäbe es für hunderte von Schulen nach jahrelang zu tun, vor allem mit den vielen Diskussionsseiten, auf denen die Lehrer sich streiten und die Schüler schon früh etwas über Falsifizierbarkeit und wertgebundenes Wahrheitsverständnis lernen.

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