31.3.09

Schulanfangszeiten

Der Lehrerfreund hat eine Diskussion über Schulanfangszeiten angeregt.
In diesem Zusammenhang ist eine medizinische Studie der Uni München interessant: Über 50% der Menschen wachen nach ihrem natürlichen Schlafrhythmus zwischen 7:30 und 8:30 Uhr auf.
Es wäre sicher leistungsfördernder, wenn die Schule später begönne, jedenfalls dann, wenn durch G8 ohnehin Nachmittagsunterricht erzwungen wird.

29.3.09

Orientierung bieten

Ich behaupte einmal - und folge damit Jean-Pol Martin, der sich freilich auf die Sekundarstufe II konzentriert -, dass für alle Schüler ab der Pubertät die drei Themen Ohnmacht, Sexualität und das Böse interessant sind und dass derjenige von ihnen positiv wahrgenommen wird, der ihnen auf diesen Gebieten Orientierung bieten kann. Schließlich sind diese Themen ja auch für einen sehr hohen Prozentsatz der Erwachsenen zentrale Erfahrungen. Man kann an Finanzkrise, Internet und Terrorismusdrohungen denken; aber auch die Faszination eines Falles wie Fritzl erklärt sich - angesichts des abstoßenden Gegenstandes wesentlich daraus, dass diese drei Themen in diesem Fall so stark miteinander verbunden sind.
Seine Überlegung: Wenn man in diesen Bereichen Orientierung anbieten kann, werden die Schüler bereit sein, auch recht schwierige Aufgaben anzugehen, weil sie stark motiviert sind.
Bei der Behandlung von Ohnmacht der Schüler wird man nicht bei der Beschreibung ihrer Abhängigkeit von Eltern und Lehrern stehen bleiben. Vielmehr kann ein Umschreiben eines Gedichts von Bürger, wie es Herr Rau in seinem Blog Lehrerzimmer getan hat, Vergleichbarkeit und Unterschiede zwischen der Ohnmacht eines Untertans im 18. Jahrhundert und eines Schülers im 21. fasslich werden lassen.
Das heißt aber auch, dass Sexualität nicht so primitiv-plakativ wie in den heutigen Medien angegangen werden muss. Das ergäbe keine Orientierung. Vielmehr betrachtet er in seinem Beispiel sexuelle Anspielungen aus dem 18. Jahrhundert. (Und mit Bayly (Die Geburt der modernen Welt, 20o6) könnte man darauf eingehen, dass nach neueren historischen Untersuchungen der Autoritätsverfall der königlichen Familie wesentlich dadurch bewirkt wurde, dass Marie Antoinette, der Ausländerin, jahrelang sexuelle Libertinage nachgesagt worden war, dass überhaupt weniger rationale Argumentation, sondern eine wüste Verleumdungskampagne die Autorität des Königs unterminierte.)
Schließlich braucht das Böse nicht bei den jeweils aktuellen Skandalen gesucht zu werden, auch wenn man das Allerweltsverständnis von Böse nicht übergehen sollte, sondern man kann es durchaus am Beispiel der Versuchung zur Selbstüberhebung betrachten. Hierzu geben tatsächlich Investmentbanker ein erstes Beispiel, aber anspruchsvoller wird es, wenn die Versuchung des Mächtigen, Menschen (gegen Kants Forderung) nur noch als Instrumente zu gebrauchen, in den Blick genommen wird. Das kann etwa am Beispiel des Marquis Posa geschehen, der seinen Freund instrumentalisiert (gedanklich anspruchsvoller als eine Betrachtung Albas oder Philipps II.), aber auch an Hanna im Vorleser, die ihren jugendlichen Geliebten als Vorleser instrumentalisiert.
In all diesen Fällen darf man aber nicht Schulstoff behandeln wollen, sondern muss man Orientierung anbieten können und bei der Art der Behandlung des Stoffes sehr stark auf gegenseitige Erklärungen der Schüler untereinander setzen, wie es etwa im Unterrichtskonzept Lernen durch Lehren geschieht.

28.3.09

Bezeichnend und beschämend

Der World Fund for Nature WWF hat zur Earth Hour aufgerufen, das heißt dazu, am 28.3. eine Stunde lang, von 20.30 bis 21.30 Uhr Ortszeit alle Lampen bis auf Notbeleuchtung zu löschen. Das soll eine symbolische Geste dafür sein, dass die Menschen Taten in Sachen Klimaschutz erwarten.
Was macht man in Bensheim an diesem Tag? Man stellt Discostrahler auf, die den Himmel anleuchten. Rund um die Erde wird für Klimaschutz demonstriert. Bensheim schreibt seine Ablehnung des Klimaschutzes an den Himmel.
Wenn die Bensheimer schon nicht bei der Vergabe des Eysoldt-Ringes dabei sein dürfen, wenigstens diese Demonstration können alle sehen: Gegen Klimaschutz!
Bezeichnend und beschämend.

21.3.09

Blogs an der Uni - Vorbild für Schule?

Christian Wagner, Professor an der Faculty of Business der City University Hong Kong, setzt Blogs an der Uni ein. C. Spannagel sieht sein Verfahren Weblogs zu bewerten, grudsätzlich kritisch. Prof. Neuhaus empfiehlt ein differenzierteres Bewertungsschema.
Und hier erläutert ein Student, wie er sie fürs Studium verwendet.
hier
Die Übertragung auf Lehrer und Schüler bleibt da freilich noch zu leisten.

20.3.09

Basic über soziale Sphären im Internet

Immer noch gefällt mir Robert Basics Artikel über die Entwicklung von Blogs und Sozialen Netzwerken am besten von allem, was ich dazu gelesen habe.
Da ist es Zeit, ihn mal hier zu verlinken.

16.3.09

Wiki-Führerschein oder Wikihilfe on demand?

Die Wikipedia bietet eine Fülle von Bearbeitungshilfen, die das Schreiben von Artikeln erleichtern sollen. Die Erfahrung mit Neueinsteigern zeigt freilich, dass viele sich mit der Unmenge von Hilfen nicht zurechtfinden und daher Hilfe beim Finden der richtigen Hilfe brauchen.
Deshalb git es im ZUM-Wiki schon länger eine Einführung für die Arbeit mit Wikipedia. Aber auch beim ZUM-Wiki gab es noch manche Schwierigkeit. Deshalb wurden die Hilfen jetzt neu organisiert.
Zum einen gibt es für Einsteiger die Hilfe Erste Schritte, die bereits auf der Hauptseite im ersten Kasten angeführt ist. Dann gibt es die Bearbeitungshilfe, die man für die laufende Arbeit nebenher öffnen kann. Neu ist aber die sehr knapp und übersichtlich gestaltete Hilfeseite, auf der auch auf einige knappe Texte verwiesen wird, die man sich ausdrucken und während der Arbeit neben den Computer legen kann, wie den Spickzettel und die Hilfe Erstellung von Seiten. (Dort gibt es zur Verdeutlichung Screeshots und Quellcode direkt zum Kopieren.) Eine umfassendere Einführung bietet der ZUM-Wiki-Führerschein und schließlich gibt es für den Fortgeschrittenen, die Möglichkeit, unter Alle Hilfeseiten einen Hilfe-Index zu öffnen. Der Experte geht freilich gleich zur Kategorie:Hilfe, wo er auch die ausgefalleneren Hilfen wie etwa IFrame findet.
Noch ist allerdings das Ziel nicht ganz erreicht. Denn dann sollen den Benutzern auch für etwas kompliziertere Aufgaben Vorlagen geliefert werden, deren Quellcode er nur noch in seinen Text einzukopieren braucht. Doch erste Schritte sind gemacht.

15.3.09

Ein öffentlicher Wissenschaftler und das ZUM-Wiki

Zu seiner letzten Tagung (14./25.3.09) lud das ZUM-Wiki Christian Spannagel zum Eröffnungsreferat ein. Der blieb dann gleich bis zum Schluss der Tagung, twitterte darüber und brachte gleich eine ganze Reihe von Tagungsmitgliedern dazu, sich noch auf der Tagung bei Twitter anzumelden. Es wurde sogar beschlossen, ein Twitter-Account einzurichten, das über die neusten Artikel und andere Nachrichten zum ZUM-Wiki informiert.
So ganz zufrieden war Spannagel damit freilich nicht: "Man hat in Web 2.0 zwar schon vom ZUM-Wiki gehört, aber es ist noch nicht wirklich bekannt. Wann ist schon in Diskussionen von ZUM-Wiki-Artikeln die Rede?"
Ob die Erwähnung des ZUM-Wikis und des sagenhaften Erfolgs des Vera 8-Artikels ihm genügt, muss ich leider bezweifeln.

"Wir sind nicht die Wikipedia" - ZUM-Wiki-Treffen

"Wir sind keine Enzyklopädie. Wir haben zwar viele Leser, aber zu wenige aktive Benutzer." Zwei Sätze, wie sie ähnlich häufiger fielen bei der ZUM-Wiki-Tagung in Frankfurt. Freilich, wer dabei war und die Aktiven und Gäste, die selbst von Rumänien und Ungarn angereist waren erlebte und von all den Aktivitäten, die im Gange sind, hörte, wird wohl nicht so recht daran geglaubt haben.
Da ich seit Jahren im ZUM-Wiki arbeite, war ich erstaunt, von einer ganzen Menge Aktivitäten zu erfahren, von dnen ich bisher nichts wusste.
Deshalb war ein wichtiges Ziel der Tagung, die Aktivitäten in den inzwischen schon sechs Mitgliedern der Wiki-Family und im ZUM-Wiki stärker zu vernetzen. Es wurde beschlossen, mehr Seiten der verschiedenen Mitglieder durch Inter-Wiki-Links zu verbinden und die Bearbeitungshilfen zu vereinheitlichen. Und schon auf der Tagung wurde manches davon verwirklicht.
Aber auch im ZUM-Wiki selbst tut sich manches fast unbeobachtet. Mit dem für viele nichtssagenden Präfix TI-Nspire ist eine Fülle von Artikeln zu Werkzeugen für den Mathematikunterricht entstanden bis hin zu der mit dem weit sprechenderen Namen CuBaLibra. Zur Satellitengeographie findet sich eine Fülle von Anregungen.
Und schon ist die Erweiterung um ein weiteres Wiki im Gespräch.
Mehr zur Tagung in einem Folgebeitrag.

13.3.09

Lernen durch Lehren - scheinbare Nachteile sind nach Martin Vorteile

Zu der Beobachtung, dass bei der Arbeit mit Lernen durch Lehren manches unklar bleibt und die Struktur oft nicht klar ist, führt Jean-Pol Martin aus:
Dass die Schüler weder die Strukturmomente noch die Unklarheiten erkennen ist absolut normal. Unsere Aufgabe als Lehrer besteht darin:
a) Die Unklarheiten aufzuzeigen und darauf zu drängen, dass sie angegangen werden. Ohne LdL würden diese Unklarheiten aber gar nicht aufkommen.
b) Darauf zu drängen, dass alle Wissensbausteine, die die Schüler herbeischaffen, in Struktur gebracht werden. Ohne LdL würden wir als Lehrer die Struktur selbst aufzeigen und gar nicht merken, dass gerade das Erstellen einer Struktur die Qualität von Unterricht ausmacht.
Ohne LdL gäbe es also keine Unklarheiten und die Strukturen wären von Anfang an da. Da das Klären von Unklarem und das Herstellen von Zusammenhängen die lebenssichernde Qualität von Denkprozessen ausmacht, würden wir auf das Edelste verzichten, was wir mit Schülern im Unterricht machen können.

7.3.09

Über das Lehren

Allerlei neuere Reflexion zu Lehrkompetenzen findet sich hier. Bei Gelegenheit mehr dazu.

6.3.09

Zur Geschichte der Vergabe des Eysoldt-Ringes

Eine Schülergruppe hat eine Dokumentation der Geschichte des Gertrud-Eysoldt-Ringes, der dieses Jahr an Klaus Maria Brandauer verliehen wird, vorgelegt und hoffte, bei der Preisverleihung dabei sein zu können.

Darauf erhielten sie vom Kulturamtsleiter der Stadt Bensheim einen Verweis, der von der Pressestelle der Stadt u.a. wie folgt begründet wurde:
„...die gemeinsame Präsenz von Politik, Wirtschaft und Kultur an diesem Abend ist für die Stadt Teil einer zukunftsorientierten Standortpolitik. Hier werden Kontakte gepflegt, Netzwerke geknüpft und Unterstützer gefunden, die letztlich auch dazu führen, dass in Bensheim auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten die Theaterkultur erhalten bleibt".
So wird für die künftige Geschichte des Eysoldt-Ringes auch die Phase des Bensheimer Kulturlebens dokumentiert, als die Bankguthaben der Sparer nicht mehr von den Banken, sondern nur vom Staat garantiert werden konnten, aber städtische Veranstaltungen nicht ohne die Finanzierung durch Sponsoren der heimischen Wirtschaft vorstellbar waren.
Mich irritiert die daraus abgeleitete Vorstellung des Magistrats, Vertreter der Wirtschaft hätten mehr Anspruch auf die Teilnahme am kulturellen Leben der Stadt als die darin engagierten Bürger.

Das Anspruchsdenken, das Banken- und Wirtschaftsinteressen vor das Allgemeinwohl stellte, hat jetzt Banken und Wirtschaft in eine der schwersten Krisen der letzten hundert Jahre geführt.
Der Bensheimer Magistrat hält weiterhin daran fest. Die Manager der US-Automobilkonzerne und von Opel sind da schon weiter.

1.3.09

Vergleichsarbeiten, Aufklärung und Twitter

Dank an Thomas Rau für die Information zu Vergleichsarbeiten und Gabi Reinmann für die zu Aufklärung zu Web 2.0 sowie apanat für die über Twitter.